Arenshorst: Das grüne Abitur jetzt in der Tasche
Die Kursteilnehmer in Hüsede mit den an diesem Tag gebauten Nistkästen und Insektenhotels. Foto: Rainer Westendorf
Arenshorst. Strahlende Gesichter gab es, als Kreisjägermeister Helmut Spieker verkündete, dass alle 23 Prüflinge bestanden haben. Die Prüfung, das war das grüne Abitur – also die Ausbildung zum Jäger.
Die Jagdschule Gut Arenshorst hat in Zusammenarbeit mit der Wittlager Jägerschaft den Kurs organisiert.
Zudem legen die neuen Jäger an diesem Tag Hand an und engagieren sich für den guten Zweck. Die Teilnehmer des jüngsten Lehrgangs haben mit ihren Ausbildern Vogelnistkästen und Insektenhotels gebaut. „Diese kommen auf Gut Arenshorst der Artenvielfalt zugute“, so Ausbilder Arnold Schmieder.
Der jüngste Ausbildungskurs war übrigens überdurchschnittlich gut. „Das Gesamtergebnis kann sich sehen lassen“, sagte Helmut Spieker. Als Prüfungsbester hat Özcan Celik abgeschnitten, der dafür vom Kreisjägermeister mit einer Jagdeinladung belohnt wurde.
Bewährt hat sich über die Jahre auch die Zusammenarbeit bei der Ausbildung der künftigen Jäger von Jagdschule Gut Arenshorst und Wittlager Jägerschaft. Sie funktioniere reibungslos. Das betonte auch Jürgen Gösling, der Vorsitzende der Jägerschaft Wittlage, während der Abschlussveranstaltung in Hüsede.
Keine Männerdomäne
Die Jagd ist heute nicht mehr ausschließlich Männersache. Am Jägerkurs in Arenshorst nahmen fünf Frauen teil. Die Ausbildung dauert sieben Monate und ist entsprechend umfangreich. Daher auch der Name „grünes Abitur“. Zu den Lehrinhalten gehören Wildtierkunde, Wildkrankheiten und Wildbrethygiene. Außerdem Fragen des Natur- und Landschaftsschutzes, natürlich Waffenkunde und Jagdrecht, die jagdliche Praxis und Brauchtum sowie Kenntnisse über Hundeausbildung und Hundehaltung. „Vor allem aber auch die Schießfertigkeit und ein sicherer Umgang mit der Waffe. Das muss nämlich auch auf jeden Fall eingeübt werden.
Wie Arnold Schmieder berichtet, war unter den Kursteilnehmern auch eine Frau, die nicht Jägerin werden wollte. Sie hatte den Ausbildungsmarathon“ aber trotzdem auf sich genommen, „um den Jägern ins Herz zu schauen“. Erstaunt war sie über den großen Umfang des Stoffes und welch bedeutende Rolle die Hege und der Natur- und Artenschutz spielen. Ihre Einstellung gegenüber den Jägern habe sich nun gründlich geändert, so Schmieder. Und sie spiele mit dem Gedanken, beim nächsten Durchgang der Jägerprüfung anzutreten. Ab Anfang September bietet die Jagdschule Arenshorst wieder einen Intensivkurs an.
Quelle: NeueOZ Osnabrücker Zeitung vom 23.04.2013
Der mit dem Harris Hawk jagt
Falkner Günter Bröckling bildet mit seinem Harris Hawk „Einu“ ein echtes Team. Fotos: Martin Nobbe (2), Oliver Krato (2)
Altkreis Wittlage. An Rabenvögeln scheiden sich immer noch die Geister. Durch langjährige Schutzmaßnahmen hat sich dieser schlaue Räuber, der keine natürlichen Feinde hat, zum Leidwesen von Jägern und Landwirten, aber mittlerweile auch von Vogelschützern, sehr stark vermehrt.
Er wird auch als Wüstenbussard bezeichnet und kommt ursprünglich aus den USA. Rabenvögel zählen zu den häufigsten Vogelarten in Deutschland, sie sind extrem anpassungsfähig und dezimieren in erheblichen Umfang Niederwild und Bodenbrüter, wie die Wittlager Jägerschaft seit Längerem beklagt. Systematisch durchkämmen ganze Verbände von diesen Piraten der Lüfte bestimmte Bereiche im Wittlager Land und setzen so auch dem Singvogelnachwuchs zu. Selbst Angriffe auf Rehkitze und Junghasen sind nicht selten.
Rabenvögel nutzen zunehmend die Kulturlandschaft und besiedeln dabei mittlerweile sogar städtische Lebensräume, Parkanlagen, Kleingärten und Friedhöfe.
Der einzige Greifvogel, der es mit den schlauen Rabenkrähen aufnimmt, ist der Harris Hawk. Das Verbreitungsgebiet des Wüstenbussards reicht ursprünglich vom Südwesten der USA über Mexiko und Mittelamerika bis nach Patagonien. Inzwischen ist er auch in Niedersachsen in Falknerhand zu Hause und fliegt auf Krähen, wenn er denn darf.
Der Jäger und Falkner Günter Bröckling aus Hitzhausen besitzt ein solches Tier. Und er setzt seine „Einu“, mit der er ein Jagdteam bildet, mit entsprechender Genehmigung von August bis Februar ein. „Einu“ (der Name einer keltischen Jagdgöttin) hat ein ruhiges Wesen. Hektik ist ihr fremd. Dieses Greifvogelweibchen ist geschickt und wendig, hat einen sehr harten Griff, wird hauptsächlich auf Krähen, aber auch auf Kaninchen und Hasen eingesetzt.
Doch die Zahl der Rabenvögel hat so stark zugenommen, dass dies wie ein Kampf gegen Windmühlenflügel erscheint. Der lateinische Name des Harris Hawk ist übrigens „Parabuteo“, auf Deutsch „dem Bussard ähnlich“. Der Harris ist ein typischer Greifvogel, wirkt wie ein kleiner Adler und ist ein Grifftöter. Seinen Fängen entkommt auch ein Rabenvogel nicht.
Erfahrene Jäger wissen: Mit Pulver und Blei ist der lernfähigen Rabenkrähe nicht beizukommen. Massenfänge wie in früherer Zeit sind heute nicht mehr erlaubt. Das Problem wird nach Auffassung von Arnold Schmieder „so lange fortbestehen, wie keine nachhaltige Lösung im Sinne des Schutzes von Natur und Umwelt insgesamt erreicht ist. Wer nur Rabenvögel im Blick hat, der vergisst zahlreiche andere Tierarten.“
Quelle: NeueOZ Osnabrücker Zeitung vom 30.09.2011